Willkommen auf Burg Scharfenstein

BURGHISTORIE SCHARFENSTEIN

um 1200

Scheiblersches Wappenbuch, Public Domain via Wikimedia Commons

Erbauung der Burg Scharfenstein durch die Grafen von Gleichen – auch von Gleichenstein genannt – einem Thüringer Adelsgeschlecht, das zu den vorherrschenden Mainzer Lehnsträgern im Eichsfeld zählte. Bauarchäologische Befunde der Kernburg (2014) bestä-tigen den Bau der Burganlage um 1200.

1209

Siebmachers Wappenbuch, Public Domain via Wikimedia Commons

Urkundliche Ersterwähnung eines Burgmannen von Scharfenstein: „theodoricus boemus de scharffenstein“ [Dietrich der Böhme von Scharfenstein].

1219

Ludwig IV. Landgraf von Thüringen, Public Domain via Wikimedia Commons

Ersterwähnung der Burg in der „Thüringischen Landeschronik“ des Johannes Rothe: Zerstörung, Brand und Schleifung des Scharfensteins während der Fehde zwischen Erzbischof Siegfried II. von Eppstein und dem Landgrafen von Thüringen, Ludwig IV. [der Heilige].

1294

Urkunde 1294, November 13 (Abschrift 14. Jh.), Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 22, fol. 152r

Die Grafen von Gleichen verkaufen die Burg an das Erzstift Mainz, das den Scharfenstein in den folgenden Jahrhunderten an Dienstleute verpfändete und seinen Territorialbesitz im Eichsfeld mit dem Erwerb der Burgen Gleichenstein und Birkenstein arrondierte.

ab 1412

Urkunde 1412, Februar 15, Landesarchiv Sachsen-Anhalt, MD Rep. H Bodenstein Nr. 358

Mit der Urkunde vom 15. Februar 1412 verkauft Tile von Bodungen, Burgmann auf dem Scharfenstein, seinen gesamten Lehn- und Allodial-besitz im Gericht Scharfenstein an die Brüder Hans, Heinrich, Hermann und Berthold von Wintzingerode.

1415
Siebmachers Wappenbuch, Public Domain via Wikimedia Commons

Als Dienstleute des Mainzer Erzbischofs hatten die Burgmannen Hans von Wintzingerode der Ältere und seine Söhne Hans, Henrich, Hermann und Berthold den Scharfenstein inne.

1431 bis 1448
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Ms. Sag. f. 9, S. 557

„Thüringische Weltchronik“ des Johannes Rothe überliefert Brand der Burganlage nach Blitzeinschlag: „uff dem ostirabind darnoch brante scharffinsteyn abe uf dem eichzfelde“ (1431).

Wiederaufbau der Burg durch die Herren von Wintzingerode, Instandsetzung der Vorburg mit Pforte und Torbrücke. Erwähnung weiterer Burgmannen, die Anteile am Scharfenstein innehatten,
im 1448 geschlossenen sog. Burgfrieden: die Adelsgeschlechter von Bültzingsleben, von Entzenberg, von Wintzingerode und von Westhausen (bis 1448).

1525
Flugschrift „Zwölf Artikel der Bauern“ (1525), Public Domain via Wikimedia Commons

Plünderung und Brandschatzung der Vor- und Kernburg im Bauernkrieg durch ein unter Befehl des Mönchs Heinrich Pfeiffer stehendes Bauernheer aus Mühlhausen.

1529
Familie von Wintzingerode (Ölgemälde Ende 16. Jh., unbekannter Künstler), Gedächtnisbild für Hans von Wintzingerode (1534-1582), Ev.-luth. Kirche St. Judas Thaddäus in Kirchohmfeld

Friedrich von Wintzingerode, Inhaber des Pfandlehens an der gesamten Burganlage, baut die im Bauernkrieg zerstörte Burg wieder auf (1529-1532).

1532
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Bau- und Kunstdenkmalpflege, Bildstelle, Bestand Thüringenindex TH-65_93

Fertigstellung der Fachwerkbauten und Einbau eines Gefängnisses im Kellergeschoss der Kernburg. Bauinschriften im Burginnenhof über dem Torgang – AVS [Anna von Saldern, Ehefrau des Friedrich von Wintzingerode] – FVW [Friedrich von Wintzingerode].

1582/83
Erzbischof Wolfgang von Dalberg, Public Domain via Wikimedia Commons

Einlösung der Pfandschaft über den Scharfenstein durch den Mainzer Kurfürsten Daniel Brendel von Homburg (1555 – 1582) bzw. Wolfgang von Dalberg (1582 – 1601) im Zuge der Gegenreformation.

1585
Stadtarchiv Leinefelde-Worbis, Bildarchiv, Foto: Hans-Jürgen Schicht

Um- bzw. Neubau des nördlichen Burgteils. Niederlegung des äußeren Torbogens mit Zugbrücke.

1587 bis 1802
Foto: Ulrike Ehbrecht

Amtssitz und Gefängnis des Kurfürstentums Mainz. Verwaltung des Amtes Scharfenstein bis 1802 durch Kurmainzer Vögte.

1587
Stadtarchiv Leinefelde-Worbis, Bildarchiv, Foto: Hans-Jürgen Schicht

Anbringung der Steininschrift „Mainzer Rad“ am äußeren Burgtor.

1588
Urkunde 1588, Juni 22, Landesarchiv Sachsen-Anhalt, MD Rep. H Bodenstein Nr. 621

Vergleich des Mainzer Erzbischofs Wolfgang von Dalberg mit den Vormündern der Brüder Friedrich und Wilko von Wintzingerode – Friedrich von Eschwege und Burchard von Bodungen – zur Übergabe des Amtes Scharfenstein
(1588, Juni 22). Auszug der Burgmannen von Wintzingerode (um 1588).

um 1590
Public Domain via Wikimedia Commons

Errichtung des Nordflügels der Kernburg mit Kellergewölbe, Küche, Brauhaus, Backhaus, Bade- und Amtsstube.

1618 bis 1648
Herzog Wilhelm IV. von Sachsen, Public Domain via Wikimedia Commons

Im Dreißigjährigen Krieg blieb die Burg vor Zerstörung verschont. Besetzung des der Katholischen Liga nahestehenden Eichsfeldes durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar – Statthalter des schwedischen Königs Gustav Adolph in Thüringen (1618 -1648).

Einquartierungen durchziehender Söldnertruppen fügten den Bewohnern des Amtes Scharfenstein hohe materielle Schäden zu. Das Kriegsgeschehen sowie die Ausbreitung der Pest führten zur Dezimierung der Bevölkerung im Eichsfeld.

1784
Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Sign.: 8 H HAS MDUC 7215:1784

Im Kurmainzischen Hof- und Staatskalender werden die für das Amt Scharfenstein tätigen Kurfürstlichen Beamten aufgeführt. Im Jahre 1774 wurde Karl Förster die Amtsführung der Scharfensteiner Vogtei von der Kurmainzer Regierung übertragen, die er bis zu seinem Tod im Jahre 1790 ausübte.

bis
Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Sign.: 8 H HAS MDUC 7215:1784

Neben seinem Salär in Höhe von 50 Reichstalern standen ihm Naturalia (Getreide und Brennholz) sowie das Jagd- und Fischereirecht zu. Laut Eintrag im Kalender des Jahres 1784 sind im Amt Scharfenstein als weitere Kurfürstliche Beamte der Amtsrichter Franz Wilhelm Hentrich sowie der Amtsaktuarius Philipp Rudelbach tätig.

1790
Kolorierte Handzeichnung des Kurfürstlichen Amtshauses Scharfenstein (um 1789), Landesarchiv Sachsen-Anhalt, MD Rep. A 39a Nr. 51

1789 beklagte Amtsvogt Förster in einem Schreiben an die Kurfürstliche Hofkammer die schlechte bauliche Beschaffenheit des Scharfensteiner Amtshauses. Aus seiner Feder stammt eine im gleichen Jahr angefertigte kolorierte Handzeichnung, auf der das Kurfürstliche Amtshaus, die Amtsortschaften sowie benachbarte Städte und Dörfer eingezeichnet sind (1789-1790).

ab 1802
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Sign.: I. HA Rep. 70 Nr. 1726

Im Zuge der Säkularisation wird das Kurfürstentum Mainz aufgelöst und das Eichsfeld vom Königreich Preußen in Besitz genommen. Burg Scharfenstein wird als Königlich-Preußische Domäne der Domänenkammer Erfurt unterstellt, Amtsvögte und Domänenverwalter residieren im Amtshaus.

1806
Klassik Stiftung Weimar, Bestand Museen, Inv.-Nr. DK 98/87
Niederlage Preußens gegen Frankreich in der Schlacht bei Jena und Auerstedt. Offizielle Inbesitznahme des Eichsfeldes durch den französischen Kaiser Napoleon I. am 1. November 1806.
1807 bis 1813
Royaume de Westphalie, Departement du Harz, 1809, Public Domain via Wikimedia Commons

Königreich Westfalen unter König Jérôme I. (Bruder Napoleons). Zuordnung des Scharfensteins zum Kanton Dingelstädt im Distrikt Heiligenstadt. Burg Scharfenstein wird Dotationsdomäne des französischen Kaisers Napoleon.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig fällt das Eichsfeld an Preußen zurück. Burg Scharfenstein wird als Vorwerk der Domäne Reifenstein an den Meistbietenden verpachtet (1813).

1815 bis 1830
Lithografie Schloss Scharfenstein, Carl Duval, Sondershausen 1845, Public Domain via Wikimedia Commons
Nach dem Wiener Kongress (1814/1815): Zuordnung des Scharfensteins zum Kreis Worbis in der preußischen Provinz Sachsen. Verpachtung des Kameralgutes Scharfenstein an den Meistbietenden, Nutzung der Wirtschaftsgebäude und Weideflächen zur Schafzucht (1815). Um- und Neubauten der Fachwerkgebäude der Kernburg, Einbau einer steinernen Wendeltreppe zum Gewölbekeller (um 1830).
1869 bis 1956
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Bau- und Kunstdenkmalpflege, Bildstelle, Bestand Thüringenindex TH-65_86

Revierförsterei auf dem Scharfenstein.

1909 bis 1913
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Bau- und Kunstdenkmalpflege, Bildstelle, Bestand Thüringenindex TH-66_03

Die Wirtschafts- und Stallgebäude der Burg brannten nach Blitzeinschlag im Jahre 1909 ab und wurden bis 1913 wiederaufgebaut.

1945
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Bau- und Kunstdenkmalpflege, Bildstelle, Bestand Thüringenindex TH-65_91

Die Burg Scharfenstein wird in Volkseigentum überführt und als Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb genutzt.

1960
http://www.eichsfelder-postkarten.online

VEB Kleinmetallwarenwerk Heiligenstadt (später MEWA und Kombinat Solidor) bewirtschaften die Burganlage (1960-1990).

bis
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Bau- und Kunstdenkmalpflege, Bildstelle, Bestand Thüringenindex TH-65_66

Einsturz des südöstlichen Teils der Kernburg (1966).

1990
http://www.eichsfelder-postkarten.online

Umbau der ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Vorburg zur Nutzung als Ferienlager und Schulungszentrum mit betriebseigener Gastronomie (1966 - 1968).

Neubau der Ringmauer des Ostflügels (1974). Abtragung der Fachwerkbauten des Nordflügels, Neubau von Erd- und Obergeschoss (1982-1986).

nach 1990
Stadtarchiv Leinefelde-Worbis, Bildarchiv, Foto: Hans-Jürgen Schicht

Burg Scharfenstein stand unter Verwaltung der TREUHAND (Körperschaft öffentlichen Rechts).

1997 bis 2006
Stadtarchiv Leinefelde-Worbis, Bildarchiv, Foto: Hans-Jürgen Schicht

Verkauf an einen privaten Investor (1997).

Rückkauf der Burganlage durch die Stadt Leinefelde-Worbis. Durchführung umfangreicher Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen (2002).

Beginn umfangreicher Sanierungsmaßnahmen an der Vorburg (2006).

Verkauf der Kernburg an einen privaten Investor (2006).

2009 bis 2016
Foto: Dirk Fürstenberg

Rückkauf der Kernburg durch die Stadt Leinefelde Worbis (2009).

Umfangreiche Sanierungs- und Baumaßnahmen an der gesamten Burganlage durch die Stadt Leinefelde-Worbis (u.a. mit Fördermitteln des Freistaates Thüringen). Die im südlichen Trakt der Kernburg vorhandene Baulücke wird durch einen modernen Funktionsbau (Treppenhaus mit Aussichtsplattform) geschlossen. Durch archäologische Grabungen wurden Überreste von zwei Bergfrieden freigelegt: ein Buckelquaderbergfried im südöstlichen Bereich der Kernburg (Entstehungszeit: Ende 12. Jh.) sowie ein weiterer aus Hausteinmauerwerk in der Mitte des Innenhofs der Kernburg gelegen (Entstehungszeit: ab 1219).

2017
Triptychon „Schöpfer des Lebens“, Künstler: Ulf Raecke, Erfurt, Foto: Ulrike Ehbrecht

Eröffnung der neuerrichteten bzw. sanierten Bauten als Kultur- und Begegnungszentrum (Festsaal, Tenne, Standesamt und Kapelle).

2018
Foto: Markus Gille

Verpachtung der gesamten Burganlage an die Whiskywelt Burg Scharfenstein GmbH. Eröffnung des Whiskyerlebniszentrums am 28. Oktober 2018 durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen Bodo Ramelow.

2019
Foto: Ulf Klose

Ausbau der oberen Stockwerke der Kernburg zum Burghotel Scharfenstein.

2020/2021
Foto 1: Otte Fotografie / Foto 2: Ulrike Ehbrecht / Foto 3: Surup&Krühne

Eröffnung des Burghotels Scharfenstein mit Restaurant „12Hundert9“ und der Kaffeerösterei Scharfenstein im Juni 2020.

Eröffnung der Boutique LIEBE in der Tenne der Vorburg im Oktober 2020.

Eröffnung des Ausflugslokals „Ringmauer“ mit Panoramaterrasse im Juni 2021.

Literaturauswahl:
  • 800 Jahre Burg Scharfenstein, 1209 – 2009, Beiträge zur Geschichte von Burg und Amt Scharfenstein im Eichsfeld, Herausgegeben im Auftrag der Stadt Leinefelde-Worbis von Josef Reinhold u. Günther Henkel, Duderstadt 2009.
  • Udo Hopf, Die bauhistorischen und bauarchäologischen Untersuchungen in der Kernburg der Burg Scharfenstein, in: Eichsfeld-Jahrbuch, 26. Jahrgang 2018, Hrsgg. vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde e.V./Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e.V., Duderstadt 2018, S. 21 – 50.

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