Willkommen auf Burg Scharfenstein
BURGHISTORIE SCHARFENSTEIN
Scheiblersches Wappenbuch, Public Domain via Wikimedia Commons
Erbauung der Burg Scharfenstein durch die Grafen von Gleichen – auch von Gleichenstein genannt – einem Thüringer Adelsgeschlecht, das zu den vorherrschenden Mainzer Lehnsträgern im Eichsfeld zählte. Bauarchäologische Befunde der Kernburg (2014) bestä-tigen den Bau der Burganlage um 1200.
Siebmachers Wappenbuch, Public Domain via Wikimedia Commons
Urkundliche Ersterwähnung eines Burgmannen von Scharfenstein: „theodoricus boemus de scharffenstein“ [Dietrich der Böhme von Scharfenstein].
Ludwig IV. Landgraf von Thüringen, Public Domain via Wikimedia Commons
Ersterwähnung der Burg in der „Thüringischen Landeschronik“ des Johannes Rothe: Zerstörung, Brand und Schleifung des Scharfensteins während der Fehde zwischen Erzbischof Siegfried II. von Eppstein und dem Landgrafen von Thüringen, Ludwig IV. [der Heilige].
Urkunde 1294, November 13 (Abschrift 14. Jh.), Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts 22, fol. 152r
Die Grafen von Gleichen verkaufen die Burg an das Erzstift Mainz, das den Scharfenstein in den folgenden Jahrhunderten an Dienstleute verpfändete und seinen Territorialbesitz im Eichsfeld mit dem Erwerb der Burgen Gleichenstein und Birkenstein arrondierte.
Urkunde 1412, Februar 15, Landesarchiv Sachsen-Anhalt, MD Rep. H Bodenstein Nr. 358
Mit der Urkunde vom 15. Februar 1412 verkauft Tile von Bodungen, Burgmann auf dem Scharfenstein, seinen gesamten Lehn- und Allodial-besitz im Gericht Scharfenstein an die Brüder Hans, Heinrich, Hermann und Berthold von Wintzingerode.
Als Dienstleute des Mainzer Erzbischofs hatten die Burgmannen Hans von Wintzingerode der Ältere und seine Söhne Hans, Henrich, Hermann und Berthold den Scharfenstein inne.
„Thüringische Weltchronik“ des Johannes Rothe überliefert Brand der Burganlage nach Blitzeinschlag: „uff dem ostirabind darnoch brante scharffinsteyn abe uf dem eichzfelde“ (1431).
Wiederaufbau der Burg durch die Herren von Wintzingerode, Instandsetzung der Vorburg mit Pforte und Torbrücke. Erwähnung weiterer Burgmannen, die Anteile am Scharfenstein innehatten,
im 1448 geschlossenen sog. Burgfrieden: die Adelsgeschlechter von Bültzingsleben, von Entzenberg, von Wintzingerode und von Westhausen (bis 1448).
Plünderung und Brandschatzung der Vor- und Kernburg im Bauernkrieg durch ein unter Befehl des Mönchs Heinrich Pfeiffer stehendes Bauernheer aus Mühlhausen.
Friedrich von Wintzingerode, Inhaber des Pfandlehens an der gesamten Burganlage, baut die im Bauernkrieg zerstörte Burg wieder auf (1529-1532).
Fertigstellung der Fachwerkbauten und Einbau eines Gefängnisses im Kellergeschoss der Kernburg. Bauinschriften im Burginnenhof über dem Torgang – AVS [Anna von Saldern, Ehefrau des Friedrich von Wintzingerode] – FVW [Friedrich von Wintzingerode].
Einlösung der Pfandschaft über den Scharfenstein durch den Mainzer Kurfürsten Daniel Brendel von Homburg (1555 – 1582) bzw. Wolfgang von Dalberg (1582 – 1601) im Zuge der Gegenreformation.
Um- bzw. Neubau des nördlichen Burgteils. Niederlegung des äußeren Torbogens mit Zugbrücke.
Amtssitz und Gefängnis des Kurfürstentums Mainz. Verwaltung des Amtes Scharfenstein bis 1802 durch Kurmainzer Vögte.
Anbringung der Steininschrift „Mainzer Rad“ am äußeren Burgtor.
Vergleich des Mainzer Erzbischofs Wolfgang von Dalberg mit den Vormündern der Brüder Friedrich und Wilko von Wintzingerode – Friedrich von Eschwege und Burchard von Bodungen – zur Übergabe des Amtes Scharfenstein
(1588, Juni 22). Auszug der Burgmannen von Wintzingerode (um 1588).
Errichtung des Nordflügels der Kernburg mit Kellergewölbe, Küche, Brauhaus, Backhaus, Bade- und Amtsstube.
Im Dreißigjährigen Krieg blieb die Burg vor Zerstörung verschont. Besetzung des der Katholischen Liga nahestehenden Eichsfeldes durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar – Statthalter des schwedischen Königs Gustav Adolph in Thüringen (1618 -1648).
Einquartierungen durchziehender Söldnertruppen fügten den Bewohnern des Amtes Scharfenstein hohe materielle Schäden zu. Das Kriegsgeschehen sowie die Ausbreitung der Pest führten zur Dezimierung der Bevölkerung im Eichsfeld.
Im Kurmainzischen Hof- und Staatskalender werden die für das Amt Scharfenstein tätigen Kurfürstlichen Beamten aufgeführt. Im Jahre 1774 wurde Karl Förster die Amtsführung der Scharfensteiner Vogtei von der Kurmainzer Regierung übertragen, die er bis zu seinem Tod im Jahre 1790 ausübte.
Neben seinem Salär in Höhe von 50 Reichstalern standen ihm Naturalia (Getreide und Brennholz) sowie das Jagd- und Fischereirecht zu. Laut Eintrag im Kalender des Jahres 1784 sind im Amt Scharfenstein als weitere Kurfürstliche Beamte der Amtsrichter Franz Wilhelm Hentrich sowie der Amtsaktuarius Philipp Rudelbach tätig.
1789 beklagte Amtsvogt Förster in einem Schreiben an die Kurfürstliche Hofkammer die schlechte bauliche Beschaffenheit des Scharfensteiner Amtshauses. Aus seiner Feder stammt eine im gleichen Jahr angefertigte kolorierte Handzeichnung, auf der das Kurfürstliche Amtshaus, die Amtsortschaften sowie benachbarte Städte und Dörfer eingezeichnet sind (1789-1790).
Im Zuge der Säkularisation wird das Kurfürstentum Mainz aufgelöst und das Eichsfeld vom Königreich Preußen in Besitz genommen. Burg Scharfenstein wird als Königlich-Preußische Domäne der Domänenkammer Erfurt unterstellt, Amtsvögte und Domänenverwalter residieren im Amtshaus.
Königreich Westfalen unter König Jérôme I. (Bruder Napoleons). Zuordnung des Scharfensteins zum Kanton Dingelstädt im Distrikt Heiligenstadt. Burg Scharfenstein wird Dotationsdomäne des französischen Kaisers Napoleon.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig fällt das Eichsfeld an Preußen zurück. Burg Scharfenstein wird als Vorwerk der Domäne Reifenstein an den Meistbietenden verpachtet (1813).
Revierförsterei auf dem Scharfenstein.
Die Wirtschafts- und Stallgebäude der Burg brannten nach Blitzeinschlag im Jahre 1909 ab und wurden bis 1913 wiederaufgebaut.
Die Burg Scharfenstein wird in Volkseigentum überführt und als Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb genutzt.
VEB Kleinmetallwarenwerk Heiligenstadt (später MEWA und Kombinat Solidor) bewirtschaften die Burganlage (1960-1990).
Einsturz des südöstlichen Teils der Kernburg (1966).
Umbau der ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Vorburg zur Nutzung als Ferienlager und Schulungszentrum mit betriebseigener Gastronomie (1966 - 1968).
Neubau der Ringmauer des Ostflügels (1974). Abtragung der Fachwerkbauten des Nordflügels, Neubau von Erd- und Obergeschoss (1982-1986).
Burg Scharfenstein stand unter Verwaltung der TREUHAND (Körperschaft öffentlichen Rechts).
Verkauf an einen privaten Investor (1997).
Rückkauf der Burganlage durch die Stadt Leinefelde-Worbis. Durchführung umfangreicher Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen (2002).
Beginn umfangreicher Sanierungsmaßnahmen an der Vorburg (2006).
Verkauf der Kernburg an einen privaten Investor (2006).
Rückkauf der Kernburg durch die Stadt Leinefelde Worbis (2009).
Umfangreiche Sanierungs- und Baumaßnahmen an der gesamten Burganlage durch die Stadt Leinefelde-Worbis (u.a. mit Fördermitteln des Freistaates Thüringen). Die im südlichen Trakt der Kernburg vorhandene Baulücke wird durch einen modernen Funktionsbau (Treppenhaus mit Aussichtsplattform) geschlossen. Durch archäologische Grabungen wurden Überreste von zwei Bergfrieden freigelegt: ein Buckelquaderbergfried im südöstlichen Bereich der Kernburg (Entstehungszeit: Ende 12. Jh.) sowie ein weiterer aus Hausteinmauerwerk in der Mitte des Innenhofs der Kernburg gelegen (Entstehungszeit: ab 1219).
Eröffnung der neuerrichteten bzw. sanierten Bauten als Kultur- und Begegnungszentrum (Festsaal, Tenne, Standesamt und Kapelle).
Verpachtung der gesamten Burganlage an die Whiskywelt Burg Scharfenstein GmbH. Eröffnung des Whiskyerlebniszentrums am 28. Oktober 2018 durch den Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen Bodo Ramelow.
Ausbau der oberen Stockwerke der Kernburg zum Burghotel Scharfenstein.
Eröffnung des Burghotels Scharfenstein mit Restaurant „12Hundert9“ und der Kaffeerösterei Scharfenstein im Juni 2020.
Eröffnung der Boutique LIEBE in der Tenne der Vorburg im Oktober 2020.
Eröffnung des Ausflugslokals „Ringmauer“ mit Panoramaterrasse im Juni 2021.
Literaturauswahl:
- 800 Jahre Burg Scharfenstein, 1209 – 2009, Beiträge zur Geschichte von Burg und Amt Scharfenstein im Eichsfeld, Herausgegeben im Auftrag der Stadt Leinefelde-Worbis von Josef Reinhold u. Günther Henkel, Duderstadt 2009.
- Udo Hopf, Die bauhistorischen und bauarchäologischen Untersuchungen in der Kernburg der Burg Scharfenstein, in: Eichsfeld-Jahrbuch, 26. Jahrgang 2018, Hrsgg. vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde e.V./Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e.V., Duderstadt 2018, S. 21 – 50.